Gestern ging ich durch einen Park und sah auf einer Bank eine Frau sitzen, die eine Zeitung las.
Jetzt mal scharf nachdenken: wann hast Du zuletzt jemanden in der Öffentlichkeit Zeitung lesen sehen? – Ich fahre mit den Öffentlichen zur Arbeit, aber auch da stelle ich fest: weit und breit kein Papier mehr in Sicht!
Das heißt natürlich nicht, dass keiner mehr Zeitung liest, oder wenigstens Nachrichten. Überhaupt ist der Unsinn von Mopo, Abendblatt oder Bild schwer erträglich, und sein mit Artikel 11 des neuen EU-Urheberrechts ja zu veranschlagender journalistischer Wert dürfte realistisch betrachtet nahe null liegen, aber nichtsdestotrotz: die Implikationen!
Früher gab es Angst, Hass, Titten und den Wetterbericht in der Bild. Das war schlimm, aber immerhin hatte man ein klares Bild vom „Gegner“ und dessen (vorgeschobenen) Argumenten. Jetzt muss man mit Leuten diskutieren, für die sogar noch die Bild Teil der bösen System-Presse ist!
Früher(tm) hieß es zudem, dass eine Ausgabe der Bild immer von 10 (zehn!) Leuten gelesen wird. Jetzt hat Springer seine Zahlwände im Internet hochgezogen, und selbst, wenn man freiwillig für deren Unfug zahlt: weitergeben kann man die ausgelesene Ausgabe noch lange nicht! – Oder sie in der Bahn, im Café, im Pub liegen lassen, damit jemand anders darin blättern kann.
Wie wird das die Gesellschaft verändern? – Das wird sich zeigen. Aber das eine drastische, schleichende Veränderung bereits stattgefunden hat, ist am Stadtbild deutlich zu erkennen…