Gruesse aus der Grossen Stadt

Monat: Oktober 2004

Jobs, die ich nicht machen möchte

Heute: „Medienkritiker

Ach komm:
Gerichts Shows, Big Brother, Daily Talks, Soaps, Dschungel-Show, Casting Shows, Galileo, Lenssen und Partner, Nur die Liebe zählt, Beckmann und Kerner.

Und weniger, immer weniger kulturelle Gegenwehr…

Medienkritiker? echt jetzt.. – Ab nächstem Jahr ist das doch ein 1€-Job.

Ich würde lieber was mit Niveau machen. So ein Strassen- Blätterwegpustegerätbediener zum Beispiel, der hat noch einen Job mit Herausforderung! Der muss sich wenigstens noch was einfallen lassen!

Und wenn so ein Strassen-Blätterwegpustegerätbediener sich mal beim Blätterwegpusten was gemeines, bizarres, ganz, ganz dummes einfallen läßt, dann kann er wenigstens (noch) davon ausgehen, dass das nicht schon längst von RTL umgesetzt wurde.

Oder von meinen Gebühren.

Gruesse aus der Grossen Stadt,

Euer

nils

„Weisst Du?“ – Hölle, ja! Ich weiss!

Unsitten, Unsitten.

Sehr unangenehm: USAmerikaner jüngerer Bauart in der Öffentlichkeit tragen häufig zwei hervorstechende linguistische Besonderheiten in die Welt hinaus: sie können komplette Dia- bis Monologe führen, stundenlang, ohne etwas zu sagen. Füll- und einzige Wörter sind in dem Fall populäre Wendungen wie „…just like…“ und „…you know…“, Reihenfolge und Emphase wechselnd.

Regt der Sachverhalt an sich ohnehin schon meine Adrenalinproduktion an, so war der Härtefall immer noch die Reisegruppe total überfetteter Yanks im Schloss von Versailles, die dort — auf eine sehr borg-esque Weise, nämlich permanent mit Camcorder vor dem Auge — fett im Weg rumschwabbelten.

Dabei schnaufte einer dem anderen zu: „You know, it’s just like Disney World, …only not so real!

Pest!! – Das ist soooo schlimm!
Waren es Vorläufer davon, die unsere Grosseltern auf die Stillen Barrikaden[1] trieben? Warum haben wir nicht auf sie gehört??
Wie bitte?
Achja: Peter Alexander.
Verstehe…

Und jetzt?
Ferngucken. Extreme Variante davon, zum Beispiel und leiderdings weit von ausschliesslich dort: Big Brother.
Unterhaltung, oder das, was dort dafür durchgeht, gekürzt auf die hier relevanten Teile:
„Und dann, …, weisst Du, der …, weisst Du, verstehst Du,…“

Und so zieht es sich durch bis in das, was heutzutage als Realität durchgeht: Weisst Du?

Hilflosigkeit. – Was kann man dagegen tun? Nichts, vermutlich, ausser die Zielgruppe darauf aufmerksam machen, was sie so spricht. Zählen als Verhütungsmittel, ist doch super!

Darum: wenn jemand Sätze füllt mit „Weisst Du“, so antworte: „Ich weiss!“.
Für eine saubere Sprache. Wenigstens etwas sauberer. Wenigstens nicht total inhaltsleer und schmutzig. Weisst Du?

Gruesse aus der Grossen Stadt, weisst Du?

Euer

nils

[1] Die Stillen Barrikaden, auf denen „die da oben machen ja eh was sie wollen“ steht, oder „ich kann ja sowieso nichts ändern“.
Feige Menschen – oder wenigstens wenig extrovertierte – nicken mit dem Kopf, weil sie der selben Meinung sind wie der Typ, der am lautesten brüllt. Trotzdem: manchmal haben die Stillen Barrikaden Gänger im nachhinein rechtbekommen: der US-Kulturimperialismus war nicht schön, er war aufdringlich, und er hat uns sicher viel unserer kulturellen Identität genommen. Und er hat dazu geführt, dass Fernfahrer zu verehrungswürdigen, „wilden, freien Typen“ wurden, und der üble Volksmusik-Schlager der US-Fernfahrer in Deutschland ein grösseres Publikum fand, nachhaltiger als das von Catarina Valente, zum Beispiel. Aber ich schweife ab. Worauf wollte ich eigentlich hinaus?
Achja: rückblickend, und von meiner Warte aus, war die Opposition gegen die Invasion der US-Unkultur vielleicht nicht sehr gross, ich rechne aber mit breiter, schweigender bürgerlicher Unterstützung.
Aber: das sind auch (teilweise) die Leute, die rechte Parteien wählen, und wegen derer ich Wert darauf lege, dass es keine bundesweiten Bürgerentscheide gibt und geben darf, weil die spätestens mit Unterstützung des Axel Springer Verlags und gewisser dort erscheinender Publikationen ganz schnell wieder zu Fackelläufen durch deutsche Städte führen würden.
Na: oops! was für ein Abschweifer.

Walking, Nordic Walking…

Klasse.

„Es ist wie normales gehen, wobei man aber durchaus darauf achten muss, dass man den Fuss mit der Ferse zuerst aufsetzt und dann abrollt. Dabei bewegt man die Arme entgegengesetzt der Laufrichtung, das ist sehr wichtig!“
– „Walking Expertin“ im Fernsehen

Also: die Alternative wäre Stechschritt in Pumps, sehe ich das richtig?

Was würden die mittelalterlichen Teilnehmerinnen (sic! – zumeist „-innen“. und mittel- bis hoch-alterlich.) wohl tun, wenn ihnen das nicht in einem teuren Wellness-Kursus beigebracht worden wären? – Vermutlich das selbe wie jetzt – mit dem Unterschied von einer Stunde Kursausübung: Mit dem Auto zum Supermarkt um die Ecke fahren („Is‘ ja schon auch recht weit, nech?“) und im Anschluss die erworbenen Chips husch-husch vor den Fernseher getragen, dort Jürgen Fliege zugucken. Danach mit der Fernbedienung auf eine Gerichts- / Koch- / Renoviersendung umschalten[1].

Zuviel Bewegung soll’s denn ja auch nicht sein.

„Das schöne am Walking und Nordic Walking ist, dass es die Gelenke und das Herz nicht stark belastet.“
– „Walking Expertin“ im Fernsehen

– Aber SICHER NICHT!
Belastung hiesse ja, dass man schon etwas anstrengendes tut!
Statt dessen, hat man …ja: was eigentlich?

Immerhin eine gute Entschuldigung, mal wieder mit dem bis dato vor Fremden verborgen gehaltenen Jogginganzug (aka „mein Wohlfühlanzug, Du“, für Leute, die’s nicht so mit Sport haben — welch Fügung des Schicksals, oder gar: welch Omen! dass jener nun letzten Endes doch noch einem *räusper* „sportlichen“ Zweck zugeführt wird!) vor die Tür zu gehen.

Was nicht gut für die ärztliche Versorgung in diesem unseren Lande ist. Wurden früher ziellos umherirrende Personen [2] (früher oder später) von Rettungskräften aufgegriffen und Heimen oder Verwahrungsanstalten zugeführt, so ist die Hemmschwelle jetzt enorm gestiegen! – Es könnte sich schliesslich auch um einen Trendsportler handeln!

Aber ach! wer litt dort, außer dem Auge des Betrachters, in dem nicht nur Kunst entsteht, sondern eben auch physische Qual ob visueller Wahrnehmung textiler Zumutung, Höllenqualen? – Die Wellness-Industrie[3]! Da kommen die alten Leute, auf deren üppige Rente man ja schon immer aus war, und sie betreiben eine Trend-Bewegungsweise (hinfort mit dem Begriff „Sport“ in diesem Kontext!), allerdings: in ihrem Jogginganzug, die schamlosen Gestalten!

– Wie soll man daran denn nun verdienen??

Wie wir alle aus dem verschandelten Stadtbild wissen ist der Wellness Industrie doch noch eine klasse Idee gekommen: sie verkaufen ihre Restbestände an Blindenstöcken an die alten Leute!
Auf denen waren sie massenweise sitzengeblieben, seit bei der letzten Gesundheitsreform Blindheit aus Kostengründen verboten wurde (ausser in schweren Fällen in Politik und Verwaltung).

Jetzt stochern sie also durch die Gegend, durchströmen die Städte, rollen sich – oder zumindest ihre Füsse – über die Ferse ab, und dem Betrachter schreit die in der Luft hängende Frage an, was das alles soll, ausser ein Verkehrshinderniss und Unfallgrund.

Aber: hey! die alten Leute lächeln. Das ist doch auch schon mal was [4][5].

Gruesse aus der Grossen Stadt,[6]

Euer

nils

______________

[1] Ist nicht schwer, sowas hat zur Zeit fast jeder Sender zu fast jeder Zeit im Programm.
[2] Erklärte ich das schon mal irgendwo? – In meiner Zivildienstzeit lernte ich den Fachbegriff für solche Leute: „HiLoPe“, HilfLose Person.
[3] Ja, wirklich: Industrie! – Es heisst, lieber Träumer, doch tatsächlich „Ginko EXTRAKT“ auf dem Beipack Zettel des Wellness-Zeugs, welches als solches aus einer Fabrik kommt, und nicht von einem Planzenstreichler und -anlächler Blättchen für Blättchen von der Pflanze gezupft wird. Teuer ist das Wellness Produkt trotzdem. Die Recherche, was zur Hölle Ginko genau ist, und wo man diesen Extrakt in Massen herbekommen kann, hat sicher Millionen verschlungen!
[4] Notiz an selbst: das (Fehl-)Verhalten alter Leute in Oper und Theater beschreiben. Rubrik: Sport
[5] Dieser Text hatte ein vorgesehenes schwungvolleres Ende, aber dann kam die bezaubernde Antje nach Hause und lenkte mich ab. Unter anderem mit mitgebrachtem Sushi und einer Postkarte, auf der steht: „Andere Töchter haben auch scharfe Mütter“. umm: ja.
[6] Ordentliche Endung wieder eingeführt. Ich werde jetzt nicht nachträglich beigehen und alte Einträge nacharbeiten. Das wächst hier halt organisch. Hoffentlich..

Hamburg meine Perle…

Klicketi hier!

(Schlimmer als das Durchschnitts-BLOG kann’s ja eigentlich nicht werden..)

…schrieb ich im Forum, wo gerade so richtig dolle viel los ist, wie der gute Ccyco so richtig bemerkte.

Böööööses Urteil.

Begründung? – Nun, seit langem habe ich mal die Zeit gefunden, etwas auf anderen Seiten luschern zu gehen, unter anderem auf denen der Zeit, wo seit neuestem auch Blogs zu finden sind.

Nun halte ich on der Zeit an sich ja eine ganze Menge*, aber die dort sind selbstreferenzierender Scheiss, excuse me french. Wenn man nichts zu sagen hat, dann googlet man eben nach sich selbst und schreibt darüber. Sollte ich vielleicht auch mal machen.
[der Autor ist – gerade gecheckt – über das Stadium mittlerweile hinaus und postet jetzt Einzeller^w Einzeiler! Auch nicht besser..]

Ich setze es auf die Liste von Dingen die ich tun werde wenn ich tot bin.

Also: Blogs sind vielfach grauenvoller Lärm um nichts, ausser sich selbst. Das ist so wie die BILD mit ihren externen Mitarbeitern Dieter Bohlen, et al.

„Du, Dieter, wir haben da ne klasse Idee! – Du lässt Dir den Klodeckel auf den kleinen dieter*** fallen, und wir schreiben darüber, wie findest Du das!?“

Sicher: das ist verjährt, fast.
Wurde ja mittlerweile schon aufgeklärt.
War ja gar nicht so, sondern das sollte als Cover Up dienen für die unglaubliche Geschichte seines Penis-Bruchs. Das ist doch mal ein PR-Talent, der Dieter.

Der tragische Sachverhalt bleibt allerdings bestehen:
Die Bild – wie Big Big Brother, was aber im Gegensatz zur Springer-Presse eben ein (schlechtes) Unterhaltungsformat ist, keine Tageszeitung – ist ebenso selbstreferenzierend wie Big Brother. Nur erheben die Nasen im Container nicht den Anspruch, wichtige „Promis“**** zu sein.

Bild schreibt sich seine „Stars“. Wo wäre Klaus Jürgen Wussow heute, vermutlich in einem ruhigen Sanatorium im Schwarzwald, wenn die Bild und seine Ex-Frau ihn nicht in den blätterreichen Schwatzwald gezerrt hätten? Und was war nochmal der Verdienst von Frau Elvers, der sie permanent auf die Titelseite gebracht hat?

– he dahinten! Wer hat da jetzt „Tittenseite!“ gerufen! Achso, das war die Begründung? hm. Gültig, durchaus.

Wo war ich?
– Und wie bin ich da hingekommen?

Egal.

Fazit: Blogs sind scheisse. Schreibt der Blogger.

Ente gut, alles (andere) wie immer.

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* Hat jemand im Sommer das „Dossier“ über Mais gelesen? Mann, war das gut.. Das ergibt 1a Antrieb wieder an eine Grosse Verschwörung(tm)** zu glauben..
** Zu Grossen Verschwörungen später mal mehr [Notiz an selbst]
*** „kleiner dieter“: alle Buchstaben klein. Wie das Opfer. Und das Niveau dieses Tiefschlags, aber um noch einen Kalauer drauf zu setzen: wo nichts ist kann auch nichts wehtun, und.. – okok, ich höre jetzt damit auf.
**** ..Und dieser Begriff gehört, verdammt nochmal, in Anführungszeichen!

Mecker-mecker-mecker…

Schon beeindruckend: wenn man sich über den Tag verteilt spiegel.de durchliest kommt man auf den Gedanken, dass man in Äthiopien Asyl beantragen sollte.

Wenn’s uns nur halb so schlecht ginge, wie’s da steht, wäre Immigration in den Irak eine echte Alternative! – Da kümmert sich wenigstens die UNO um uns!

Wenn es keine schlechten Nachrichten gibt, dann nehmen wir uns die Untersuchung eines Unternehmerverbands, der Argumente für Tarifverhandlungen braucht. Auch nicht schlecht, oder besser gesagt: auch schlecht!

Uuuuuund das Klima. Die Kultur. Der deutsche Fussball. Lothar Matthäus!!
– Man darf Lothar Matthäus nicht außer acht lassen, obwohl genau das ein Weg aus der Krise wäre. Das Land hat er schliesslich schon verlassen! Im Gegensatz zu Herrn Schill, den der Nachbar immer noch mal bei Aldi um die Ecke sieht.. Auch das – weil wahr! – sicher ein weiteres Indiz für schlechte Zeiten..

ohjemine.

Ich darf gar nicht über unsere Situation in Deutschland nachdenken. Wenn ich mir sie so vor Augen führe, dann verschwimmt alles, und DAS ist doch definitiv ein Anzeichen für den Niedergang, oder?

Das Ende ist nah! – Bereuet!

…oder kommt mal alle klar hier… echt jetzt…

Nicht? – Na: dann heul doch… 😛

NPD…

Beim allem Gemecker re Verbot rechter Parteien wird eines immer aus dem Auge verloren: Verboten werden sollten doch eigentlich die Leute, die die Nationalisten und Populisten gewählt haben!

Tolle Sache zu sagen: bööööse NPD, böööööser Schill, böööööse DVU!
Ist ja auch einfach. Aber wer hat die denn gewählt?
Ohne Unterstützung wären das nur ein paar Spinner und Schreihälse, die jeder zu genüge kennt, der eine Abo-Karte für ein öffentliches Nahverkehrsmittel sein eigen nennt.

Hinterher will’s wieder keiner gewesen sein..

…und wo werden die 10% der wahlberechtigten Sachsen jetzt hingesperrt, um zu büssen! – he: streiche das „wahlberechtigte“. Nichtwähler sind nicht Nichtschuldig.

„Ceci n’est pas une pipe“…

…Kennen viele noch aus der Frühzeit von MTV.. Kommt aber übrigens von Herrn Magritte

Lustig: Als ich die Schreibweise von „Ceci“ herausfinden wollte, fand ich, dass es bereits einige Blogs gibt, die mit „Ceci n’est pas un(e) blog“ werben.

Na, tollo. Ist ja ein guter Anfang. Alles nur geklaut. 😉

Es wird besser…

Is doch schon mal was: Link auf der Startseite von headonism direkt aufs tinblog! – Jetzt ist die Wahrscheinlichkeit, dass das mal jemand liest gleich ins Unermessliche gestiegen.

Warum nicht vorher?

– Man muss die Wahrscheinlichkeit ja nicht künstlich in die Höhe jubeln, wenn man im Prinzip keine Zeit hat um’s tinblog zu pflegeln!

Anyways. Kommt mehr. Echt jetzt.

…wo ich doch jetzt selber die Seite wiederfinde…

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