Gruesse aus der Grossen Stadt

Monat: Februar 2008 Seite 1 von 5

Unsere Grundrechte und unsere strammen Minister…

Ach, naja, man wundert sich über kaum noch was.. Nichtmal dann, wenn unsere Justizministerin in der SZ folgendes erklärt:

SZ: Das heißt, die Grundrechte stehen unter Terror-Realisierungsvorbehalt?

Zypries: In gewisser Weise ja. Es nützt mir doch mein bestes Grundrecht nichts, wenn ich konkret fürchten muss, dass abends in der U-Bahn eine Bombe hochgehen kann. Da muss man sich Sicherheitsmaßnahmen überlegen. Die müssen aber die Grundrechte nicht massiv einschränken.

„Nicht massiv“ liegt natürlich immer im Auge des verfolgten Betrachters. Aber immerhin hat Karlsruhe etwas Privatsphäre weiter zugestanden. Mal sehen, wie weit das Herrn Schäuble (und auch Frau Zypries) stoppen kann.

Das Problem ist doch jetzt schon: Wer überwacht die Überwacher?

Richtervorbehalt, jaja, Geheimdienstausschuss, schon richtig. Aber wem hilft’s noch?

Dazu, sehr interessant, ein Interview des CCC mit Wolfgang Nešković, ehemaliger Bundesrichter und heutiger parteiloser Bundestagsabgeordneter, der für die Links-Partei (die ich für Wirrköpfe halte, bevor mir einer eben das vorwirft – ich bin kein Sympathisant, außer von Herrn Gysi, den ich für einen ausgezeichneten Kabarettisten halte!) im Geheimdienstausschuss des Bundestags sitzt.

Schön ist das nicht. :crazy:

Hamburg-Wahl: Roger Kusch, der Bierzelt-Politiker?

Wo Herr Kusch (Partei „RECHTE MITTE HeimatHamburg“[1]) mich schon mit Postwurfsendungen belästigt und um Reaktionen fragt, habe ich ihn denn mal gefragt, ob er nicht auch findet, dass Plakate mit dem Aufdruck „Kriminelle Ausländer abschieben!!!“ nicht peinlich populistische Bierzelt-Politik sind, und ob er sich nicht dafür etwas schämt.

Der Punkt ist ja nicht, dass man sich nicht fragen darf, was mit Kriminellen jeder Art zu passieren hat, es geht nur um das „wie“!

Es gibt ja nun Leute mit schlimmer Homophobie. Die meinen dann tatsächlich, dass alle Schwulen nichts besseres zu tun hätten, als anderen Männern zwischen die Beine zu greifen! Eine lustige Vorstellung! Als ob Heteros das beim anderen Geschlecht permanent machen würden! – Sicher, dass gibt es wohl, aber man kann da ja nicht von Einzelfällen auf die Gesamtheit schließen!

Wer so vorprescht, wie es Herr Kusch tut, suggeriert daher im Umkehrschluss, dass alle Ausländer kriminell sind. Dummen Menschen könnte man jetzt lassen, dass sie das nicht wussten. Herr Kusch ist zwar ein Karriere-geiler, eitler Fatzke und Wichtigtuer[2], aber dumm ist er deshalb noch lange nicht.

Und ich finde, dass er, als Schwuler, doch etwas sensibler mit dem Spiel mit Vorurteilen umgehen sollte. Wie gehen seine Slogans denn weiter?

„Kriminelle Ausländer ausweisen!!!“
„Türkische Vergewaltiger ausweisen!!!“
„Jüdische Betrüger ausweisen!!!“

– es kann nur schlimmer werden!

Nur eins werden wir von ihm sicher nicht hören:
„Schwule, widernatürliche Triebtäter ausweisen!!!“

Dies also schrieb ich Herrn Kusch. Seine Antwort:

Sie scheinen kriminelle Ausländer in Hamburg herzlich willkommen heißen zu wollen. Da haben Sie am 24. Februar 2008 ja reichlich Auswahl. Denn gleich mehrere Parteien sind derselben Meinung wie Sie. Für Bierzelt-Populismus brauche ich mich schon deshalb nicht zu schämen, weil unsere Partei keine einzige Wahlveranstaltung in einem Bierzelt abgehalten hat.

Da hat sich jemand beim Antworten aber extra 50-60 IQ-Punkte runtergesoffen, vermute ich..

Nun denn: danke, Herr Kusch, für die Erinnerung, dass sie unwählbar sind, es aber Alternativen zu genüge gibt! Auch den Hinweis auf fehlende Bierzelte in diesem Wahlkampf fand ich sehr erhellend! – Dass er unter diesen widrigen Bedingungen überhaupt Wahlkampf betreiben konnte: Respekt!

Allerdings, ich bin untröstlich: Die Kuschel-Partei taucht nicht mal unter ferner liefen in den Umfragen auf.. 😀

Um mit Nelsons Worten zu sagen:
[video:youtube:_hnylJ2scVU]

Hier nochmal das schöne Interview mit Herrn Kusch bei Extra3, Teil 1:
[video:youtube:cXSTgl8WW64]
und Teil 2:
[video:youtube:DFlcT4YLkW0]

[1] Das Kürzel von Herrn Kuschs Partei „RECHTE MITTE HeimatHamburg“ (wer schreit, der hat Unrecht, sagte meine Mutter, und das gilt sicher auch bei typographischem Geschrei in Großbuchstaben!) ist übrigens „KUSCH“! Noch Fragen, wer hier das größte Ego hat? Dann sollte man sich mal die Wahlzettel anschauen. Dort steht zu jedem Politiker auch der Beruf. Jeder hat da was „richtiges“ stehen, was er mal gelernt hat. Ole von Beust hat dort verständlicherweise Bürgermeister stehen, was ja auch noch sein Job ist. Bei Roger Kusch steht dort: „Justizsenator a.D.“! – Schnell, alle, Holz sammeln! – Für das Fegefeuer der Eitelkeit! 😉
[2] Persönlicher Eindruck, siehe [1]

Merkwürdige Leute in der S-Bahn, Teil 2

Typ mit Freundin, jeden Morgen auf dem Bahnsteig. Er ist laut und nicht witzig. Beides zusammen am frühen morgen ist (für mich) eine schreckliche Kombination.

Egal: weitereilen, nächstes Abteil nehmen, nicht stören lassen.

Leider nimmt Typ dann auch die selbe Anschluss-U-Bahn wie ich. Auf dem U-Bahnsteig stellt er sich dann (die Freundin ist mittlerweile geflohen) an den Kiosk:

„Ja, äh, halloooo… ähm, jaaaaa… was hätte ich denn gerne.. Ich glaube, ich hätte gern ein Brötchen, was hätten sie denn da? Ach, ich nehme eins mit Lachs, bitte. – Haben sie nicht? Hmm, ok, dann nehme ich, warten sie mal, Zwiebelmett, ja, das wäre doch lustig, und…“

„Macht Eins-sechzig!“

„Ja, he! Warten Sie mal! Ich glaube….“

…er versucht (erfolglos), clever zu gucken:

„…ich glaaaaauuuuuubeeeee…“

..Zeit für einen Priester!! Wäre bei soviel Glauben doch nur ein Priester anwesend…

„…ich nehmeeeee noch eineeee..“

..die Frau im Kiosk stellt ihm verzweifelt zahlreiche Sachen hin, in der irrigen Hoffnung, dass er dann schneller weg ist, aber so einfach geht das nicht.

„…eeiineeeeeeee Caprisonne!“

uff. Ich wusste nichtmal, dass es die noch gibt. So lang wie er zum Bestellen braucht, ist die bis dahin ohnehin abgelaufen..

„Welche Sorten haben sie denn da?“

Die Kiosk-Frau ist dem Infarkt oder Blutrausch, was immer zuerst eintreten mag, nahe. Die mittlerweile beträchtlich angewachsene Schlange hinter ‚Typ‘ fängt an, sich zu bewaffnen. Die Bahn fährt ein. Der Typ überlegt immer noch, was er kaufen möchte.

Manchmal schafft er es, noch rechtzeitig fertig zu werden.

Aber nur sehr, sehr selten… :>

Merkwürdige Leute in der S-Bahn, Teil 1

Frau, Anfang/Mitte 30, betritt die Bahn und stellt sich direkt neben die Tür. Während der Fahrt: angestrengtes nach-draußen-Starren — im dunklen Tunnel, wohlgemerkt. Was es da wohl zu sehen gibt?

Erreichen der Zielstation, die auch die meine ist, Wechsel zur U-Bahn, eine Treppe höher. Die Tür öffnet sich, die Frau stürmt so schnell raus, wie es ihre hohen Absätze erlauben und springt, hektisch zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch.

Irgendwann erreiche auch ich den nächsten Bahnsteig und sehe: es gab wohl nichts zum Hinrennen. Die Frau steht gelangweilt auf dem Bahnsteig und wartet auf die nächste Bahn.

Sieht man das zum ersten mal, könnte man denken, dass sie neu in der Stadt ist, und nicht weiß, wie die Bahnen so fahren.

Sie macht das aber jeden Morgen!

Für die Bewältigung der Treppe kann man sich locker vier Minuten Zeit lassen bis die Bahn kommt, warum die Frau also jeden Tag wie blöde rennt, ist mir vollkommen schleierhaft.

Es könnte natürlich sein, dass sich in ihrem Kopf ein Action-/Horror-Film abspielt: „Niemand sieht die Monster, ich muss schnell versuchen zu entkommen, warum sehen all die anderen Leute nur nicht, dass ES hinter uns her ist! Schnell, ich muss hier weg!! – Oh, die Bahn kommt erst in vier Minuten, na gut, dann habe ich ja noch ein bisschen Zeit, dum-di-dumm…“

Die Frage ist doch: sollte man da mal ganz frei nachfragen? – Ich weiß nicht. Vielleicht will ich auch gar nichts über ihre Monster wissen…

Gedanken verloren, Bein verletzt…

Am Sonntag mit der bezaubernden Antje die Sonne genossen, am Hafen flanieren gewesen, unterhalten.

Irgendwann dann: über etwas nachgedacht, nicht aufgepasst und mit dem Schienbein und Karacho gegen so einen hochklappbaren Parkplatz-Absperr-Bügel gelaufen.

Mann, tat das weh.

Dürfte auch ziemlich dusselig ausgesehen haben, so von weitem.

Die Schmerzen hielten sich nicht gerade in Grenzen, dafür noch für ’ne ganze Weile. Ich kann das nicht zum Nachmachen empfehlen..

Die Sache ist, dass der Schmerz mich vollständig von meinem Gedanken vorher abgelenkt hat, und der muss eigentlich schon wichtig gewesen sein, wenn ich darüber vergesse, einen Schritt über einen blöden Metallbügel zu machen!

Auch wenn ich nicht mit vielen Interessenten rechne: tausche Beinverletzung gegen wichtigen Gedanken! – Der Tausch könnte durchaus mit Schmerzen verbunden sein, aber sich mit anderer Leute Gedanken zu schmücken ist doch auch nicht schön, oder? 😉

Stolen Generation: Australien sagt „Sorry!“…

Die „Stolen Generation“, die „gestohlene Generation“, ist ein hier weithin unbekanntes Thema. Von etwa 1900 bis (offiziell nur) 1969 hat die australische Regierung Kinder von Aborigines mit Gewalt von ihren Eltern entfernt und sie in Heime gesteckt um ihnen eine „christliche Erziehung“ angedeihen zu lassen.
Die Theorie war, dass nur die Weißen in Australien langfristig überleben werden / können. Ein besonderes Augenmerk wurde auf „Mischlinge“ gesetzt, die man noch glaubte „retten“ zu können.

Die Praktiken waren so barbarisch wie man sich das besser nicht vorstellen möchte. Weiße erschienen plötzlich bewaffnet in Aborigines Siedlungen. Sie trieben die Kinder zusammen und verfrachteten sie auf einen LKW und transportierte sie ab. Kein Wort der Erklärung für die zurückgebliebenen Mütter.

Die Kinder wurden in Sammelstellen abgeladen. Dort wurden sie dann „kategorisiert“. Das linke Drittel war von nun an katholisch, das mittlere Drittel neu-apostolisch, das rechte Drittel anglikanisch. Dann wurden sie über das Land verteilt und „erzogen“.

Wer sich richtig den Abend ruinieren möchte, versuche den Film „Lang Walk Home“ aufzutreiben.

Australien, das heisst: die australische Regierung, hat sich nie für die schrecklichen Taten entschuldigt[1].

Bis gestern.

Nichts davon bei tagesschau.de, bei spiegel-online gucke ich gar nicht erst. Ich halte das für eine sehr große Sache, daher berichte ich wenigstens hier darüber.

Unglaubliches Unrecht, das endlich anerkannt, und für das sich (wenigstens jetzt), endlich entschuldigt wird. Es wurde Zeit.

[1] Der letzte Premierminister, John Howard, hat mehrfach ausdrücklich eine Entschuldigung verweigert.

Spam, mal ganz unschuldig betrachtet…

In meinem Spam-Ordner findet sich eine Mail mit folgendem Betreff: „Nie mehr zu früh kommen?“

Und ich dachte:
He, eine Marktlücke wäre, wenn die ein Hilfsmittel verkaufen, damit die Leute nicht ständig zu spät kommen! Das nervt nämlich richtig!

Das Hilfsmittel gibt es natürlich schon, und es wird in anderen Spam-Mails[1] angeboten: es nennt sich „Uhr“! 😉

[1] „ORIGINAL ROLEX 50% OFF!!!“

ps: mehr Perlen aus dem Text:

Fünf Jahre lang hatte ich es nicht mehr geschafft, meine Err. ..ektion…… während des Verkehrs zu halten und war richtig ängstlich geworden.

Im Straßenverkehr? Ja, das wäre ich dann wohl auch..

Vor einiger Zeit habe ich eine 50-mg-Dosis Viiaaaagra… genommen und zwei Stunden später mit einer 22-jährigen geschlafen.

Das Zeug übernimmt also auch die Anbahnung? Beeindruckend!

Kein Schuss ging daneben. Ich bin ein glücklicher Mann. Achmet, 52

Jetzt rekrutieren sie schon Terroristen! Terror-Achmet braucht Viagra um ordentlich Zielen zu können? Na, ich weiss nicht, ob das koscher ist.. 😉

Wahl-O-Mat für die Hamburger Bürgerschaftswahl 2008

Alle Macht geht vom Volke aus. Was sehr beunruhigend sein kann, wenn man die Schlagzeilen der BILD so liest. Also: mach was! Geh wählen!

Entscheidungshilfe:
Wahl-O-Mat

Deutsche Toiletten…

Ok, jetzt habe ich eine Mail an den Kundensupport von Villeroy&Boch geschickt, und gebeten, dass man mir bitte die „Stufe“ in deutschen Toiletten erklären möge.

Noch keine Antwort erhalten.

Die Band The (International) Noise Conspiracy hat das letzt bei Sarah Kuttner (endlich wieder neue Sendungen, hurra!) gefragt. Sie nannten die Stufe „Poop-Step“ — nett formuliert.

Ein norwegischer Freund hat sich bei seinem ersten Deutschlandbesuch im Bad gekugelt vor lachen als er die Stufe das erste mal gesehen hat. Nun gut: der Mann hiess Odd und war auch ein bisschen so, und kugeln lag aufgrund seiner Statur auch in seiner Natur, aber die Frage besteht!

Ich hätte vorher bei der mächtigen Wikipedia vorbeigucken sollen, denn dort findet der geneigte Surfer die Antwort:
Klick hier

Oder für eilige:

[…]
Unter den Porzellanstandardbecken wiederum können mehrere Varianten unterschieden werden:

  1. […]
  2. das Sitzklo, bei dem sich unter dem Gesäß des Benutzers eine Art Stufe befindet (auch Flachspüler genannt), auf welcher der Kot landet. Der Kothaufen verschwindet erst beim Spülen in der Kanalisation, was die Vorteile bietet, dass das Gesäß des Benutzers nicht mit Wasser bespritzt wird und die Möglichkeit besteht, die Ausscheidungen in Augenschein zu nehmen. Dies ist dann sinnvoll, wenn man den Kot auf Anzeichen krankhafter Veränderungen untersuchen möchte. Z.B. Blut, Würmer, Konsistenz etc. Zudem erleichtert es das Entnehmen einer Stuhlprobe. Ein Nachteil dieser Bauart – neben dem Geruch – ist, dass der Kot die Stufe oft stark beschmutzt, wodurch ausgiebiger Einsatz einer Toilettenbürste gefordert wird. Dies lässt sich vermeiden, indem die Stufe vor dem Koten mit Toilettenpapier ausgelegt wird.
  3. das u.a. in Frankreich verbreitete Stehklo.

…wobei wir natürlich über letzteres nicht im Ansatz nachdenken, geschweige denn sprechen wollen.

Flachspüler revisited…

Bevor ich bei der grandiosen Wikipedia zum Thema „Toiletten mit Stufe“ fündig wurde, habe ich an die Meister von Villeroy und Boch geschrieben. Die haben meinen „Flachspüler“ (so der Fachausdruck) schliesslich entwickelt.

Meine Anfrage:

Können Sie mir vielleicht eine Frage beantworten, die nirgends beantwortet zu sein scheint? – Warum haben deutsche Toiletten eine „Stufe“ im Becken?

Analfixierung wird uns vom Ausland vorgehalten, ein norwegischer Freund konnte sich bei seinem ersten Toilettenbesuch in Deutschland gar nicht mehr einkriegen,.. – Woher kommt diese Eigenart, und warum wird sie immer noch fortgeführt?

Vielen Dank im vorraus!

Es dauerte eine Weile, in der ich schon mutmasste, dass es Villeroy und Boch nicht so genau nimmt mit der Kundeninformation. Dann doch eine Antwort:

Hallo Herr Kannengießer,

was sagen Sie dazu? Können Sie bitte antworten?

Vielen Dank und schönes Wochenende.
Gruß Barbara Horst

Barbara war scheinbar mit der Thematik überfordert. Oder sie wollte nur schnell ins Wochenende. Nun, es sei denn, man ist hochbezahlter Experte, kann man sich wohl auch nicht die Zeit nehmen, permanent über Toiletten nachzudenken. Aber in der selben Mail steckte auch noch der Zusatz von Herrn Kannengiesser, der es scheinbar nicht für nötig hielt, die Verzweiflung von Frau Horst aus der Mail zu entfernen. Hier die Antwort von ihm:

Eine möglicherweise interessante Anfrage.

Schleimer. Aber: he, moment mal, was heisst hier „möglicherweise“!?

leider wissen wir aber nicht was Sie meinen. Da wir als internationaler Hersteller unsere Produkte weltweit vertreiben, sind unsere Produkte auch weltweit tauglich und nutzbar.
Mit freundlichen Grüßen, Thomas Kannengießer

Der Teil war mir soweit schon klar. Aber der Mann ist Experte, er sollte es wirklich besser wissen:

Leitung Entwicklung Sanitärkeramik & Zubehör

Überhaupt fand ich auch den verwandten Pluralis Majestatis toll: „Leider wissen wir nicht..“ – Oder meint er das dynamische Trio, Kannengiesser, Villeroy und Boch?

Egal. Meine Antwort:

Hallo Herr Kannengiesser,

davon bin ich überzeugt, aber nichtsdestotrotz ist mir noch in keinem anderen Land eine, nun, Fäkalablage in der Schüssel begegnet!

– In allen anderen Ländern fällt die Notdurft direkt ins Wasser, nur bei uns bleibt sie zum Betrachten (und übelriechen). Dafür muß es doch einen Grund geben!?
Die Nutzbarkeit wird dadurch freilich nicht beeinträchtigt, ich bin ja damit aufgewachsen, und es geht mir gut, aber auffällig ist das schon!

Sie wissen schon, was ich meine, oder? Zur Not schicke ich Ihnen ein Photo!

Ha, die Drohung mit dem Photo sollte es tun. Und siehe da: mit einem mal versteht mich Herr Kannengiesser:

nun haben ich Sie verstanden. Sie schreiben von s.g. Flachspülern. Diese sind in der Tat fast nur im deutschsprachigen Raum verbreitet (D, A und CH). Besonders oft werden diese in Alten und Seniorenheimen installiert. Sicherlich aus Gewohnheit, aber auch wegen der leichteren Entnahme einer Stuhlproben.

Ok, soweit so gut. Aber der Mann leitet die Pissoir-Entwicklung, etc., da wird doch mehr Wissen verborgen sein!

Jugend forscht (nach):

Hallo Herr Kannengießer,

danke für ihre Antwort. In Richtung Altenheime habe ich auch schon
gedacht, aber diese Bauform war, so mich meine Erinnerungen nicht
trügen, über Altenheime hinaus weit verbreitet!
In meiner eigenen Wohnung – Letzte Badrenovierung im Jahre 1999,
verbaut wurde ein Produkt Ihrer Firma – befindet sich ebenfalls ein
„Flachspüler“, so auch in den meisten anderen Wohnungen bei denen ich
in letzter Zeit darauf geachtet habe, und in denen die Toilettenbecken nicht in den letzten paar Jahren erneuert wurden.
Es scheint sich doch um einen Trend gehandelt zu haben, der sich erst in den letzten Jahren gewendet zu haben scheint. Gibt es Gründe für die weite Verbreitung, oder welche für die zu beobachtende Abkehr von diesem scheinbar traditionellem und bewährten, wenn auch in meinen Augen unsinnigen (außer, wie von Ihnen beschriebenen, in Altersheimen) Konzept?

Entschuldigen Sie meine Hartnäckigkeit, ich wüsste nur nicht, wen ich diesbezüglich sonst fragen könnte. In Büchereien gibt es selten
Literatur zu diesem Thema.

Mit so’nem Scheiß (fünf Euro in die Billiges-Wortspiel-Kasse, *ka-tsching!*) beschäftigen sich sicher auch wenig seriöse Autoren, und selbst der Eichborn Verlag hat sein Niveau mittlerweile leicht angehoben, nachdem in den 80ern Lektüre zum Thema Toilette und Fäkalien sicher noch zum Standard-Angebot gehört hatte…

Aber Herr Kannengiesser sollte jetzt bei seiner Ehre gepackt sein. Warten wir’s ab…

Einen Tag später. Herr Kannengiesser scheint meinetwegen schlaflose Nächte gehabt zu haben. Um 23:03 informiert er mich per Mail:

Rufen Sie mich an. —> Geht schneller

Ich werde von dieser Firma nie wieder ein Toilettenbecken kaufen. Die zahlen ihren Leuten ja nicht einmal genug, daß die sich eine Wohnung leisten können!
– Um diese Zeit sind doch nicht mal mehr die Herren Villeroy und Boch selbst im Haus!

Ich werde ihn das am Telefon fragen. Abwimmeln lasse ich mich natürlich nicht. Wenn er meint, die Geschichte des Flachspülers kann er mir nicht in kurzen Sätzen per Mail erläutern, dann sollte das besser eine tolle Geschichte sein, die er mir auftischen wird.

Ich halte Euch auf dem Laufenden…
😉

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